Austauschprogramm von Astre (Ryoki) ================================================================================ Kapitel 14: Zwischen Schmerz und Trost. --------------------------------------- Kapitel 14 Seufzend fuhr sie die Hauptstraße entlang. Das war der langweiligste Schultag, den sie seit Langem erlebt hatte und zu allem Überfluss durfte sie bis Morgen, einen ellenlangen Geschichtsaufsatz schreiben. Und warum das? Weil Herr Minamoto gemeint hatte, dass die Privatschüler trotz des Austauschprogramms ihren Unterrichtsstoff nicht vernachlässigen sollten. Wenn man sie fragte, absoluter Mist! Ab und an, verfluchte sie es, auf diese Bildungsinstitution zugehen... Wäre sie keine Privatschülerin, so wie Ryo oder Jen zum Beispiel, müsste sie sich heute auch nicht Stunden lang hinsetzen und diesen Dreck schreiben... Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Züge, als sie dran dachte, was für ein Theater Kat veranstaltete, als er es ihnen mitteilte. Am Ende durfte die Blonde nun auch noch ein Referat darüber halten. Rika bog sacht in ihre Wohngegend ein, ging vom Gas und parkte in der nähe ihres Hauses. Die Tasche, welche sie achtlos nach hinten geworfen hatte, fand ihren Weg nach vorne, bevor sie ausstieg und die Automatik betätigte. Die Tasche über die Schulter schmeißend, schritt die junge Frau zu dem Anwesen ihrer Mutter. Den Schlüssel aus der Hosentasche krammend, achtete die junge Frau kaum auf ihre Umgebung. In dem Moment, als sie aufsperren wollte, vernahm sie schreiend ihren Namen und wurde übermütig um die Hüfte herum umarmt. "Onee-chan!" Fassungslos sowie überrascht sah sie auf das kleine Mädchen hinunter, welches sie noch immer umklammert hielt. Sacht ließ sie den Schlüssel in ihrer Hand sinken, bevor sie sprach. „Was machst du hier, Hana?“ „Mama und Papa haben gesagt, dass wir heute zu dir dürfen“, antwortete das Mädchen und dachte nicht daran sie loszulassen. Ihr Blick verfinsterte sich und schweifte zu der Frau, die rufend auf sie zu eilte. „Du sollst doch nicht immer weglaufen!“ „Tut mir leid“, blubberte Hana und ließ sie endlich los, um zu ihrer Mutter zu laufen, die ihren Sohn genervt mit sich zog. „Akemi...“, gab Rika trocken von sich, als eben Genannte neben ihr stehen blieb und sich seufzend durch die lange blonde Mähne strich. Akemi war eine schöne Frau, strahlend blaue Augen, weiß-goldenes Haar und eine zierlich-frauliche Figur. Im Grunde, so dachte Rika, ein billiger Abklatsch ihrer Mutter. „Hallo Kleines. Wie geht es dir?“ Die Nonaka hob ihre Augenbrauen. Kleines? „Gut. Was willst du hier?“ Sie hatte wenig Ambitionen mit der Frau um den heißen Brei herumzureden und auf sinnlosen Small Talk konnte sie getrost verzichten. Wieder ein Lächeln, dieses Mal jedoch um einiges dünner. Ihre Hand umfasste die Schulter des Jungen und drängten ihn weiter nach vorne, ehe sie unsicher antwortete. „Daisuke meinte du würdest heute vielleicht auf Hana und Yusaku aufpassen. Ich muss unerwartet Arbeiten und dein Vater ist auch geschäftlich unterwegs.“ Zorn flammte lodernd in ihr auf. Wie konnte er es wagen... Tauchte nach 14 Jahren wieder auf und erwartete ernsthaft von ihr auf seine Kinder aufzupassen. Wobei eines nicht einmal seines war! „Du würdest mir unheimlich helfen Rika. Bitte.“ Natürlich... Diese Frau wusste genau, dass sie neben Hana nicht Nein sagen konnte... „Wie lange?“, fragte sie schneidend und beobachtete, wie Akemi wegen des Tonfalls, schlucken musste. „Einige Stunden, also nicht für lange“, beeilte sich die Blonde zu sagen und atmete erleichtert aus, als sie nickte. „Benehmt euch! Danke Rika.“ Die Nonaka konnte überhaupt nicht so schnell schauen, da war die Frau ihres Vaters bereits fast flüchtend auf dem Weg zu ihrem Auto. Einen genervten Laut unterdrückend wandte sich Rika um und schloss die Haustür auf. Freudig quietschend rannte Hana an ihr vorbei. Der Junge, welcher bisher still danebenstand, schmiss seine Jacke über den nächsten Kleiderhaken, ehe er murrend meinte. "Ich hoff, du hast nen Computer oder wenigstens ne Konsole.“ Ihre Finger zuckten verdächtig, doch behielt sie den bissigen Kommentar, welcher bereits auf ihrer Zunge lag für sich. Gott sei Dank war Rumiko nicht anwesend, diese würde wahrhaftig an die Decke gehen... Sie vernahm, wie irgendetwas krachend zu Boden fiel und der frustrierte Seufzer wollte sich nicht mehr niederringen lassen. Sie hatte zwei Kinder am Hals, wobei Hana erträglicher wie Yusaku war und der ellenlange Aufsatz wartete nur darauf, dass er geschrieben wurde. Der Tag konnte einfach nicht besser sein... „Was wollt ihr trinken?“, fragte sie und sah aus der Küche in das angrenzende Wohnzimmer. In welchem Yusaku sich bereits auf der Couch breitgemacht hatte und desinteressiert in den Fernseher sah. Hana im Gegensatz, lief freudig umher und sah sich begeistert Rumikos Fotos an. „Ein Bier“, gab der Junge ihr zurück. „Also Cola...“, meinte sie trocken. Akemi sollte wirklich dafür beten, dass sie ihren Sohn später nicht im nächsten besten Heim für herrenlose Hunde abholen musste... „Onee-chan ich will Saft.“ Wurde ihr entgegen gerufen bevor Hana bereits neben ihr war und begeistert an Rikas Shirt herumzupfte. Ihre Mundwinkel zuckten kurz nach oben, ehe sie dem Kind das halb volle Glas gab. Die Kleine war die Einzige, welche sie wirklich von der Sippschaft ihres Vaters akzeptierte. Dies mochte wohl auch daran liegen, das Hana ihre Halbschwester war aber die Kleine verstand es einfach, sich beliebt zu machen. „Schütte nichts aus“, sprach Rika sacht und erntete ein eifriges Nicken. Den Behälter fixierend tapste Hana wieder zurück in das Wohnzimmer. Außerdem hatte sie bereits jetzt mehr benehmen, als ihr Bruder... Dessen Glas sie im nächsten Moment grob auf den Tisch stellte, was er lediglich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Undankbares Etwas... „Ich muss an den Computer, also pass darauf auf, das Hana nicht alleine in den Garten geht. Der Teich ist tief!“ Murrend sah er auf. „Keinen Bock.“ Die junge Frau wandte sich zum Gehen um, sich innerlich zur Ruhe mahnend sprach sie eisig und herrschend. „Pass auf sie auf...“ Der erste Satz war nicht einmal ganz geschrieben, als Hana quietschend in das Arbeitszimmer gerannt kam. Rika seufzte leise. So würde sie nie dazu kommen diesen Aufsatz zuschreiben. Trotz dass sie Yusaku angeschafft hatte auf Hana aufzupassen, hörte sie selbst immer mit einem Ohr hin, was die Kleine gerade trieb. „Onee-chan was machst du?“, hörte sie es fragen und beobachtete, wie die Kleine versuchte einen Blick auf den Bildschirm, zu erhaschen. Sich durch die Haare fahrend antwortete die junge Frau. „Ich versuche einen Aufsatz, zu schreiben.“ Ihre Augenbrauen zogen sich nach oben, als Hana versuchte auf ihren Schoß zu klettern, was ihr jedoch gänzlich misslang. Schnaufend hob sie das kleine Kind hoch und widmetet sich wieder ihrer Arbeit. „Für was machst du das?“ „Für die Schule.“ Hana lehnte sich nach hinten und fing an mit den Beinen zu wackeln. Einige Minuten verstrichen, wo Rika versuchte die Bewegungen zu ignorieren. Scheiterte jedoch kläglich. Je mehr sie versuchte sich auf die Sätze und das Schreiben zu konzentrieren, desto sinnfreier wurden die Absätze. Inzwischen wippte Hana nicht nur mit ihren Füßen, sondern auch mit ihrem Kopf. So ging das einfach nicht... „Hana, willst du zu Yusaku gehen und mit ihm spielen? Ich muss mich hier konzentrieren.“ Erleichtert registrierte Rika, wie die Kleine freudig nickte und von ihrem Schoß sprang. „Spielst du mit?“ „Später ja?“, erwiderte die Nonaka und sah dem Kind dabei zu, wie es freudig in die Hände klatschte. Wie vom Blitz getroffen rannte Hana hinaus und die junge Frau war es, welche sich seufzend nach hinten lehnte. Drei Stunden waren vergangen und sie hatte nichts geschafft, überhaupt nichts! Rikas Blick huschte über den Bildschirm und entnervt ließ sich die Frau zurückfallen. Läppische zwei Absätze in drei verfluchten Stunden... Laut hallte ein Schrei wider. Und dies war der Grund, warum eben nur einduzend Wörter anstelle eines fast fertigen Aufsatzes dort standen. Seit Hana zu Yusaku ins Wohnzimmer gerauscht war, hatte sie überhaupt keine ruhe mehr, ständig brüllte entweder die Kleine oder er. Nicht nur einmal kam die Maus zu ihr, hatte geweint und sich über ihren Stiefbruder beschwert. Jedes Mal wurde Rika dann mitgezerrt um ihn zurecht zuweisen. Half jedoch recht wenig, keine Minute später ging das Geschrei von Neuem los. Die Nonaka vergrub ihren Kopf in den Händen und atmete tief durch. Sie wusste schon, wieso sie keine Kinder haben wollte... „Hana du dumme Ziege, geh da weg!“ Konnte sie Yusaku plärren hören und vernahm kurz darauf das Weinen, welches folgte. Stöhnend erfasste sie das Getrampel, als Hana durch das Haus lief und keinen Moment später weinend durch die Tür gerannt kam. Rika blickte nicht auf, als das Mädchen neben ihr, wie so oft, an ihrem Oberteil zupfte und mit weinerlicher Stimme, dasselbe erklärte, wie die vierzig Mal davor. „Onee-chan, Yusaku war gemein zu mir!“ Rika gab keine Antwort, versuchte das Kind zu ignorieren und spürte wie Hana deswegen nur noch fester an ihrem Shirt zog. „Onee-chan!“ Rein theoretisch war die Badewanne groß genug um sich selbst zu ertränken, überlegte sie. Der Teich war auch eine Option. „Onee-chan!“ Ein Brüllen, das wohl bis hinaus auf die Straße zu hören war und was die Frau zusammenfahren ließ. In den Moment als Hana tief Luft holte, riss Rika ihren Kopf in die Höhe und hielt dem Kind den Mund zu. „Wir werden jetzt zu deinem Bruder gehen, das klären und dann ist ruhe. Verstanden?“, presste sie möglichst ruhig heraus und ließ ihren Arm sinken. Hana nickte schluchzend und wimmerte. „Onii-chan war gemein zu mir.“ Würde sie auch gleich werden, wenn das nicht endlich aufhörte... Die junge Frau stand abgehackt auf und ließ sich von dem Kind mit in Richtung Wohnzimmer ziehen. Yusaku sah auf, als sie in den Raum trat. „Du dumme Petze!“, fauchte er Hana an, welche darauf nur erneut zum Plärren anfing. Gott sie würde beide, gleich in der nächsten Herberge für Obdachlose abgeben... Nicht auf die Beleidigung eingehend, schnaufte sie betont ruhig. „Was war es dieses Mal?“ Wütende Augen blitzten ihr entgegen, als Yusaku antwortete. „Sie läuft mir die ganze Zeit vor den Bildschirm, so kann ich nicht Autorennen spielen.“ „Was ist daran schwer, ruhig in einem Zimmer zu sein? Hana, lauf ihm nicht immer vor den Fernseher und du brauchst sie nicht anschreien, sie ist nicht taub. Und jetzt seit leise, ich muss diesen Aufsatz bis Morgen fertigmachen “, schnaufte die Nonaka und strich sich die Haare zurück. Was war daran schwierig? Richtig absolut überhaupt nichts.... Rika wandte sich um, verließ das Wohnzimmer, um wieder zurück an ihre Arbeit zu gehen, als das Geschrei bereits von Neuem losging. „Hör auf du Ziege!“, brüllte Yusaku und wieder war es Hana die daraufhin anfing zu schreien. Auf den Absätzen machte Rika kehrt. Jetzt reichte es... „Wenn ihr nicht augenblicklich aufhört, dann Tick ich aus!“ Kein Fauchen und auch kein Knurren, es war ein donnern, welches bis hinaus auf die Straße ging. Abrupt herrschte Stille und beide Kinder sahen mit großen Augen zu ihr hinüber. Erst die Türklingel durchbrach diese. Bitte lass es Akemi sein, dachte Rika bevor sie durch den Korridor schritt und die Tür öffnete. „Ich glaub ich störe, kann das sein?“ Überrascht sah sie zu Ryo, welcher vor ihr stand und belustigt die Augenbrauen nach oben gezogen hatte. „Nein tust du nicht. Was machst du hier?“, gab sie ihm zurück und schnaufte genervt aus, als das Geschrei von vorne losging. „Komm rein und ignoriere den Lärm einfach...“, murrte die junge Frau kurz darauf und trat beiseite. „Und du bist sicher, dass ich nicht störe?“, lachte Ryo sacht und blickte überrascht zu Rika, als er das Nachfolgende aus dem Wohnzimmer hörte. „Onee-chan!“ „Onee-chan?“ Rika fuhr sich gestresst durch die Haare, bevor sie erklärte. „Die Tochter von meinem Vater und seiner neuen Frau.“ Der Akiyama nickte und folgte ihr in die Stube. „Du hast nie ein Wort erwähnt, dass du eine Halbschwester hast“, meinte er, doch bekam er keine Rückmeldung mehr, da Hana Rika bereits unterbrach, bevor diese überhaupt ansetzen konnte. „Onee-chan wer ist das?“ Mit interessierten Augen sah das Kind zu Ryo. „Ihr Macker“, schoss es aus Yusaku, der den jungen Mann neugierig musterte und durch seinen Zwischenruf, weder Rika noch Ryo selbst Gelegenheit zu antworten gegeben hatte. „Halt die Klappe, bevor ich dich im nächsten Wald aussetze...“, zischte die Nonaka ihm harsch entgegen und führte Ryo, welche amüsant die Situation betrachtete in die Küche. „Was ist ein Macker?“, fragte Hana in verwirrt in den Raum. „Das ist...“ Rika unterbrach Yusaku. „Ein Freund!“ Sich seufzend abwendend zog die junge Frau den Kühlschrank auf und blickte hinüber zu Ryo, welcher sich an die Theke setzte. „Willst du was trinken?“ „Gern“, schmunzelte er ihr entgegen und beobachtete, wie Hana zu ihr hinüber lief. „Du sollst auf die Beiden aufpassen oder wie?“ Rika nickte und stellte ihm ein Glas Cola hin, bevor sie sich neben ihm niederließ. „Akemi, die Frau meines Vaters hat sie mir aufs Auge gedrückt und ich konnte neben den beiden schlecht Nein sagen“, setzte sie hinzu und ignorierte Hana, welche anfing an ihrem T-Shirt, herumzuziehen. Ryo musste grinsen, als er sah, wie die Kleine wegen der Nichtbeachtung die Backen aufblies. „Onee-chan ich will Saft.“ „Du hast was im Wohnzimmer stehen“, gab diese ihr genervt zurück. „Will ich nicht mehr.“ Die Badewanne wurde immer verlockender... „Onee-chan!“, quengelte Hana lauter und malträtierte den Stoff in ihren Fingern munter weiter. Schnaufend griff Rika nach der Packung, welche vor ihr stand und drückte sie dem Kind entgegen. Ryo lachte leise, als die Kleine anfing zu strahlen und im angrenzenden Zimmer verschwand. „Was führt dich her?“, griff sie die Frage wieder auf, doch erneut kam Ryo nicht dazu etwas zu erwidern, denn das Gelärme erklang wieder. Beide sahen hinüber in die Stube. Hana lief lachend um Yusaku, der wiederum schrie, sie solle aufhören. Ob das Tierheim sie wohl für Geld nahm? Verschenken wäre auch eine Möglichkeit... Von selbst huschte Rikas Aufmerksamkeit auf die Uhr, welche über dem Tisch hing. Wenn das so weiter ging, würde sie heute nicht mehr dazu kommen die Arbeit zu schreiben... Und die Nacht wollte sie nicht wieder durchmachen. Die Kinder ignorierend, blickte sie zu Ryo, welcher beide amüsiert beobachtete. Vielleicht... „Kannst du mir einen Gefallen tun, Ryo?“ Überrascht huschten seine Augen zu ihr. Solange er sie nun schon kannte, noch nie hatte sie ihn um irgendwas gebeten. „Sicher.“ „Pass bitte auf die Quellgeister auf. Ich muss den Aufsatz fertig schreiben, ansonsten kann ich mich morgen eingraben lassen.“ Ein Schmunzeln legte sich nieder. „Kein Problem. Ich hab heute nichts mehr vor.“ „Danke.“ Ein erleichtertes Seufzen. Ryos Augen schweiften über die Gestalt der jungen Frau, welche vertieft in ihre Arbeit steckte und so nicht hörte, dass er in den Raum trat. Ein sachtes Schmunzeln legte sich auf seine Züge, als er sie beobachtete. Rika hatte sich zurückgelehnt und der Stift, welchen sie spielerisch in der Hand hielt, berührte leicht ihre Lippen. Ab und an schrieb sie einige Wörter, machte sich mit dem Stift Stichpunkte oder las das Geschriebene noch einmal durch. Lautlos ging er auf Rika zu, lehnte sich auf den Stuhlrücken und sah über sie hinweg auf den Monitor. Kurz schreckte die Nonaka zusammen, ehe sie über die Schulter sah. „Wie weit bist du?“, fragte er sie schmunzelnd. Ein Seufzer entwich ihr, als sie sich wieder nach vorne drehte und weiter tippte. „15 von 20 Seiten“, gab sie zurück und griff aus reiner Gewohnheit hinüber zu der halb vollen Zigarettenschachtel. „Rika...“ „Wie hast du die Bälger ruhiggestellt?“, ignoriere sie seinen Einwurf. Es war erstaunlich gewesen, sie hatte nicht mal einen Satz zu Ende geschrieben und schon war das Geschrei verstummt. Er nahm ihr den Stängel ab und dampfte ihn aus. Dieses Mal war es er der ihren Einspruch überhörte und ungerührt antwortete. „Mit beiden gespielt.“ Sein Kinn legte sich milde auf ihren Kopf, als er sich den geschriebenen Text durchlas. Schnaufend widmete sie sich wieder ihrem Aufsatz. Sie musste sich unbedingt merken, nicht mehr in seiner Anwesenheit zu rauchen, besser gesagt es zu versuchen... Das letzte Wort wurde niedergeschrieben und ein erleichterter Laut drang über ihre Lippen, als sie auf Drucken klickte. Endlich... „Willst du auch einen Kaffee?“, fragte sie und spürte, wie er sein Kinn, welches noch immer auf ihrem Haupt verweilte herunter nahm und sich etwas entfernte. „Gern.“ Rika stand auf und ging vor dem Gerät, das eine Seite nach der anderen ausspuckte in die Knie. „Onee-chan.“ Beide blickten auf. Hana kam freudig in den Raum hineingerannt und sprang mit Anlauf auf die junge Frau zu. Diese verlor durch die plötzliche Aktion das Gleichgewicht und der schnellen Reaktion Ryos war es zu verdanken, dass sie nicht Rückwerts umfiel. „Ich hab gewonnen!“, quietschte die Kleine freudig und dachte überhaupt nicht daran von ihr herunter zu gehen. Seufzend stand sie auf, hob gleichzeitig das Kind mit einer schnellen Bewegung mit hoch. „Bei was hast du gewonnen?“, fragte die Nonaka und bedankte sich stumm bei Ryo, welcher ihr mit einem Schmunzeln antwortete. „Bei dem Spiel.“ Gut jetzt wusste sie ja Bescheid, dachte Rika belustigt. Ryo lehnte sich an die Theke und beobachtete Rika dabei, wie sie den Kaffee herrichtete. Einige vorwitzige Strähnen fielen ihr über die Augen, welche sie unbewusst immer wieder nach hinten strich. Seine Augen huschten von selbst über ihre Lippen. Ein Hauch nach Kirsche, kam es ihm in den Sinn, als die Erinnerungen an den Kuss in ihm aufstiegen. Schlecht, ganz schlecht... Rika sah auf. „Was ist?“ „Nichts.“ Irrte sie sich oder hörte sich seine Stimme um einiges rauer an. Die Augenbrauen hebend musterte sie ihn. „Glaubst du das Kat morgen das Referat hält?“, räusperte er sich und lenkte sie durch diese Frage gekonnt ab. Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Züge, als sie ihm die Tasse reichte. „Sicher hält sie es. Die Frage ist nur wie, das letzte Mal hat sie es auf Kassette aufgenommen“, gab sie belustigt von sich. „Nicht wirklich oder?“, lachte er leise und verdrängte die Gedanken von gerade eben. Rika nickte und erzählte weiter. „Der Lehrer ist ausgerastet. Aber er konnte sie nicht einmal mit einer schlechten Note bestrafen, weil er nicht ausdrücklich erwähnt hat, dass es als Aufnahme nicht zulässig ist.“ In dem Augenblick, als sie einen Schluck von ihrem Kaffee nehmen wollte, klang die Türklingel schallend wider. Hoffentlich war das Akemi, von wegen ein paar Stunden... Mittlerweile ging die Sonne bereits unter. „Ich bin gleich wieder da“, meinte die junge Frau und schritt durch das Wohnzimmer, an die Tür. In dem Moment, als sie diese öffnete, bereute Rika es auch schon. „Hallo Schatz“, hallte es ihr entgegen und, bevor sie reagieren konnte, zog der Mann, der draußen stand sie bereits in eine herzliche Umarmung. „Gut siehst du aus!“, sprach er und übersah die Tatsache, dass sie weder etwas sagte, noch dass sie seine Umfassung erwiderte. „Komm lass uns reingehen“, meinte er weiter und schob sich an ihrer Gestalt vorbei in das Haus. Hatte sie ihn hineingebeten? Nein... Ihr Vater sollte zu sehen, dass er wieder verschwand, ansonsten würde sie ihn aus dem Haus schmeißen... „Papa!“, hörte sie Hana ausrufen. „Hallo mein Liebling, hattest du Spaß?“ Sachte schloss Rika die Tür und schritt stumm durch das Wohnzimmer, hinüber zu Ryo. Die Arme verschränkend lehnte sie sich gegen die Anrichte und nahm ihren Kaffee wieder in die Hand. Der junge Mann neben ihr ließ seine Augen kurz über sie schweifen. Keine einzige Gefühlsregung zeigte sie, nicht einmal den kleinsten Funken. „Oh wie ich sehe hast du Besuch. Willst du mir den jungen Mann nicht mal vorstellen?“, fragte ihr Vater, als er zu ihnen kam. Hana war es, welche Rika einigermaßen normal antworten ließ, denn das Kind lief freudestrahlend um sie herum. „Ryo“, stellte sie den Akiyama einsilbig vor. Ihr Vater schüttelte lachend den Kopf und steckte dem jungen Mann die Hand entgegen. „Rika also wirklich. Ich bin Daisuke, freut mich Ryo!“ Langsam erwiderte er die Geste. Ryo wusste nicht genau, wie er jetzt reagieren sollte... „Mich auch“, gab er sacht zurück und seine Augen huschten, einen flüchtigen Moment hinüber zu der Nonaka, welche stur aus dem Fenster sah. „Wie wäre es, wenn ich euch beide zum Essen einlade? Es würde sicher nett werden und Hana hätte mehr von dir Rika.“ Eisig war ihr Blick und ihre Worte glichen einer glühenden Klinge. „Tut mir leid aber weder habe ich noch Ryo Zeit.“ Kurz verschwand das Lächeln ihres Vaters, doch meinte er ungetrübt weiter. „Macht nichts holen wir nach.“ Hana zupfte an der Jacke Daisukes. „Papa, gehn wir jetzt zu Mama?“, fragte sie und wurde noch im gleichen Augenblick hochgehoben. „Natürlich mein kleiner Engel.“ Rika stieß sich ab und schritt ohne ein weiteres Wort an den Anwesenden vorbei, hinaus in den Gang. Ihre Finger umfassten den Türgriff, bevor sie die Haustür harsch öffnete. Sie vernahm, wie sich ihr Vater von Ryo verabschiedete und er kurz darauf mit den Kindern aus dem Wohnbereich kam. Bei ihr blieb er stehen, ließ Hana herunter, welche sie herzlich umarmte und lachend hinaus rannte. „Hana, lauf nicht so weit weg!“, rief er der Kleinen hinterher, ehe er sich ihr zu wandte. „Sympathischen Freund hast du dir angelacht, Schatz“, verabschiedete er sich und zog sie nochmals in eine Umfassung, ehe er verschwand. Die Geräuschlosigkeit, jene nieder sackte, als die Tür ins Schloss fiel, war kalt und nur ein Bote dessen, was sich in ihrem Inneren abspielte. Der Zorn loderte flammend auf, stieg unbändig schnell nach oben. Im nächsten Augenblick holte die junge Frau aus und fegte die Vase, welche still auf der Anrichte stand, von eben dieser herunter. Lärmend zersplitterte das Porzellan und die Scherben, waren es die sich über den ganzen Boden verteilten. Wie konnte er es wagen... Über die Splitter steigend führten ihre Beine sie selbstständig in die Küche zurück, wo sie Ryo ignorierend hinaus auf die Terrasse verschwand. Kurz die Augen schließend lehnte sich die junge Frau an einen der Holzpfosten und atmete tief durch. Ihre Aufmerksamkeit huschte über den Garten, blieb einige Sekunden an dem glitzernden Teiche hängen, bevor sie weiter schweifte. Für gewöhnlich half ihr Dies dabei sich zu beruhigen, doch wollte es dieses Mal nicht funktionieren. Ihre Hände zitterten und auch klang die Wut nicht ab, im Gegenteil. Je länger sie so still verweilte, desto brennender wurde sie. „Alles in Ordnung?“, hörte sie es sacht und vernahm, wie Ryo an sie herantrat. „Ja.“ Kalt und harsch. „Du weißt, dass dies nicht stimmt“, gab er ruhig zurück und diese Ruhe war es, welche sie nur noch mehr reizte. „Wenn du alles besser weißt, warum fragst du? Ich will meine Ruhe, wär besser du gehst...“, schnauzte Rika ihn an und doch bewegte er sich nicht, blieb ungerührt neben ihr stehen. „Ich hab gesagt du sollst verschwinden!“, fauchte sie und seine simple Antwort war es, welche ihr kurzzeitig den Wind nahm. „Das ist mir egal.“ Ihre Hände umklammerten ihre Arme schmerzhaft fest und die nächsten Worte, die durch die Luft strichen zerschnitten, den dünnen Faden ihrer Selbstbeherrschung gänzlich. „Was genau macht dich eigentlich so wütend?“ „14 Jahre! Dieser Dreckskerl hat sich 14 Jahre nicht gemeldet, kein Anruf, absolut nichts. Wie kann er es also verdammt noch mal wagen mich zu behandeln als wäre nichts passiert?! Er schneit hier rein, als wäre er nie weg gewesen und denkt nicht einmal eine Sekunde daran, wie es mir dabei geht! Das macht mich wütend!“, donnerte sie ihm entgegen und es war die Stille, welche sich dann niederlegte. „Für mich hört sich das tief verletzt an Rika und nicht zornig“, sprach er bedachtsam und leise. Ryo beobachtete, wie sie sich verspannte und als sie aufsah, waren es ihre Augen, welche ihn stocken ließen. Eiskalt und nichtssagend sahen sie ihm entgegen. Das Nachfolgende entzog sich ihm gänzlich, als Rikas Lippen sich grob auf die seinen legten und ihr Körper es war, der sich an den seinen presste. Verlangend und fordernd drängte sie ihn zurück, wollte ihm keine Gelegenheit dazugeben sich von ihr zu lösen und doch gelang es ihm keuchend. „Rika...“ Nicht darauf achtend küsste sie seinen Hals, sacht und langsam. Sein Atem strich schnell an ihrer Wange vor und wieder war es seine raue Stimme, die erklang. „Rika hör...“ Den Kuss zwang sie ihm förmlich auf, ihre Hände hielten sein Gesicht. Das Letzte, was es gebraucht hatte, denn seine Arme legten sich einnehmend um ihre zierliche Gestalt, zogen sie näher. Sie schob ihn zurück, registrierte nur am Rande ihr Zimmer, waren doch seine Hände viel zu einnehmen auf ihrem Körper präsent. Ihre Finger strichen sacht seine nackte Brust hinauf, das T-Shirt irgendwo auf dem Weg verloren, genau wie das ihre. Eine Drehung und es war die weiche Matratze, welche sie in ihrem Rücken spürte. Kurz blieb Rika die Luft entsagt, was nicht an dem Körper lag, der auf dem ihren verweilte, viel mehr war es der Kuss, der ihr diese raubte. Ein Kuss weder verlangend noch wild. Sanft und zärtlich küssten seine Lippen ihren Mund. Und seine Berührungen. Sacht und behutsam. Erstickt war ihr Keuchen, als ihre Hände sich um seinen Kopf legten und ihn zu sich hinunter zogen. Ihre Wange, an die Seine schmiegend und sein heiser unregelmäßiger Atem auf ihrer bloßen Schulter. Arme, welche ihren Weg unter ihren Körper fanden, ihn noch näher an den seinen heran zogen. Ein Kuss. Ein unterdrücktes Stöhnen. Und viel zu schnell schlug ihr Herz gegen ihre Brust, als ihr Kopf japsend nach Luft in die Kissen fiel. Ruhige blaue Augen, jene, die ihren einfingen. Ryos Lippen legten sich auf die ihren, gaben ihr keine Verschnaufpause. Stoßweise war ihr Atem und Rika spürte, wie er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge vergrub. Er seufzte, leise und doch in dieser Stille dröhnend zu vernehmen. Das war ein Fehler, dachte er. Ein großer Fehler... Den Kuss damals konnte er ignorieren, die Gefühle die aufkeimten verwerfen aber das hier, das hier konnte er nicht mehr einfach so niederringen. Und er wusste ganz genau, dass es schmerzen würde. Ihre Lippen berührten seinen Hals, hauchend und sacht. Was hatte sie getan... Das würde sich nicht so einfach übergehen lassen wie ein läppischer Kuss. Ihre Finger berührten ihre erhitzte Stirn, strichen einzelne verirrte Strähnen beiseite. Und eigentlich wollte sie dies auch überhaupt nicht... Ob es liebe war, konnte sie nicht sagen, doch gleichgültig war er ihr auch nicht. Ihre Aufmerksamkeit schweifte zu ihm, als er sich an den Bettrand setzte und sich nach seinen Sachen auf dem Boden bückte. Nein gleichgültig war Ryo ihr wirklich nicht... Ihre Hand berührte seine Schulter, die andere hielt die Decke vor ihrer Brust fest. „Bleib.“ Anmerkung: Welcher Schwachmat ist auf die dumme Idee gekommen diese Schlussszene, zu schreiben.... Wenn ichs nicht selbst gewesen wäre damals würde ich denjenigen umbringen... Ich habe ganze 5 Stunden nur an dem letzten Stück gesessen. o-o Ich hoffe es ist besser und realistischer, als in der alten Version. Falls nicht... toleriert das bitte. Diese Szene ist leider unvermeidbar für den weiteren Verlauf... Wie ich selbst knurrend feststellen musste.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)